10/05/2005

das traurige hotel

TRICHY 2

in trichy wohnten wir in einem sehr alten hotel, ashbys, welchem im reisefuehrer als nostalgisch und traurig beschrieben wird... und in der tat entpuppte sich die ganze traurigkeit am naechsten morgen. wir waren ja begeistert von den alten moebeln, kleinen schraenkchen und sesseln, holzverkleidung und den grossen raeumen, ein bisschen kolonialstil, herrschaftlich ... als wir vom abendessen zurueckkamen, sausten aber kakerlakenbrigaden durchs zimmer, ...kakis in der groesse von babyfaeusten...nein, groesser eigentlich. babykoepfe. melonen. ich fand das wenig lustig und war versucht, rabatz zu machen, habe mich selbst dann aber doch irgendwie ruhig gestellt und tatsaechlich geschlafen, da ich so kaputt und muede von der fahrt war, dass ich fuer einen zimmerwechsel oder aehnliche anstrengungen keine energie aufbringen konnte.
am morgen habe wir dann das zimmer gewechselt und residierten direkt neben der sportgruppe schmiedel/schuster. das zimmer war freundlicher, nicht ganz so dunkel getaefelt und man konnte sogar die fenster oeffnen. unser zimmergekko war auch schon da, der ventilator beschwor einen fetten sturm herauf und die glotze funktionierte nach einer abenteuerlichen reparatur (draehte abschrabsen) auch wieder.
wir setzten uns in den sehr schoenen gruenen innenhof zum fruehstueck und wurden mit einer widerlichen pampe , welche ruehrei darstellen sollte, konfrontiert, die uns sofort klar machte, warum im reisefuehrer das restaurant des hotels nicht ruehmlich erwahnt wurde.ueberhaupt schlichen in dem hotel alte opas, die laengst in rente sein sollten, herum, als zimmerputzer und sonstiges personal...und wenn ich mir ein paar klapper-opas bei uns vorstelle, wie sie hotelzimmer reinigen, dann ist schon klar, wie das hier in indien so abgeht...
also junge maenner als hotelpersonal ist ja meist schon eine zumutung, die hotels sind selten sauber (den unterschied bemerkt man augenblicklich, wenn man hotels findet, die von frauen gefuehrt werden) ... aber ALTE maenner.... das war schon oberklasse.... ich bin im bad dann doch freiwillig lieber selbst mit dem putzlappen und desinfektionsmittel druebergegangen. (vielleicht ist das dem bad zum erstenmal passiert?)aber ich konnte diesen drang nicht unterdruecken. dananch fiel es mir bedeutend leichter, mal aufs klo zu gehen.

jedenfalls kuerzten wir das fruehstueck ab und machten uns auf die pirsch durch die stadt. im indischen stadtverkehr kamen die ersten bewaehrungsproben...strassenquerungen waren z.b. sehr spannend, da es hier hauptsaechlich riesige rostige busse mit phaenomenalen hupen gab, welche im affenzahn durch die gassen nach verpennten touristen jagten.
wir freuten uns immer wieder, wenn eine ueberquerung erfolgreich gelang und fanden dann auch einen rost-bus, welcher uns verschluckte und an die gewuenschte stelle in der stadt wieder ausspucken wollte.... aber nur in begleitung von droehnender tamil-mucke, welche wieder bis zum lautsprecherklirren aufgedreht war und in hoechsten weiblichen sangestoenen schepperte, dass unsere trommelfelle um erbarmen baten.
ich frage mich schon, warum in einem so gnadenlos ueberfuellten bus mit schwitzenden indern und einer handvoll whities keiner amok lief. aber solche busse begegneten uns auf der gegenfahrbahn immer wieder, mit ohrenbetaeubender musik...in indien geht nix ohne mucke. in ohrenbetaeubender lautstaerke.

wir schwitzten also wie die helden bis zum ausstieg, vermutlich nicht nur wegen den temperaturen.

dann hiess es kraxeln. doch vorher noch kurz aergern, ueber unsere eigene vergesslichkeit. denn normalerweise hat man zum tempelbesuch ja seine socken parat, um brandtwunden an den fuessen zu verhindern. leider nicht an diesem tag. also rannten wir los, um wenigstens fuer den knirps ein paar socken zu erwerben. da dieser akt ein aufwand war (fuer die inder, die sehr lange dafuer brauchten, in einem ausdruecklichen sockenladen ein paar solcher teile vorzulegen, welche dann so billig waren, dass sich dann alle restlichen auch noch welche geholt haben und die huebschen dederon-teile ueberstreiften. das gefuehl auf der haut war unbeschreiblich...man dachte, man scheuert sich die fuesse gleich von innen wund.

nun, frisch geruestet ging es also zum schuhe abgeben, wie das in tempeln so ueblich ist. und dann der schweisstreibende aufstieg, ueber hundert stufen verschiedenster groesse galt es zu besiegen....der schweiss floss in stroemen, wir waren aber schon dankbar, dass nur das letzte stueck in der sonne lag, der rest war als tunnel in den felsen gehauen.

der ausblick war nett und legte uns den moloch zu fuessen. betty und ich erspaehten unser naechstes ziel. da wir ja nur den einen tag fuer trichy geplant hatten, musste die zweite grosse sehenswuerdigkeit gleich mit abgehakt werden. angesichts dieser herausforderung kniffen die maenner schlagartig und waehlten den zweiten tempel ab. dass sie damit die eigentliche attraktion der stadt verpassten, war wurscht.
bevor sie in die rikscha hechteten und wir weiber mit erik in den buss stiegen, verschluckte uns noch ein kleines sari-emporium, welches aber so graesslich ueberfuellt war von kauf-tollen indern, welche schoben, draengten, schrieen, zerrten und die gaenge verstopften, dass wir entschieden, die kaufaktion zu vertagen.

dann trennten sich die wege, die maenner zischten eilig ab ins hotel und wir weiber auf unsere hardcore-tempeltour. und was waren wir froh, dass wir uns das angetan haben.
der tempel in trichy ist eher eine tempelstadt, mit 7 ringen, immer wieder toren, die man durchschreitet, ueberall pilger und haendler, die blumen, opfergaben und sonstigen ramsch anboten. ein heiliger singsang toente aus boxen und schwebte ueber allem.
wir schafften es, eine dach-besteigung hinzukriegen, von wo aus man eine herrliche sicht auf das treiben und vor allem auf das heiligste, den innersten tempel samt gueldener kuppel, (den man nicht betreten darf) hatte.
ein guide machte uns die offerte, uns an ein paar "verbotene" stellen mitzunehmen. wir liessen uns ueberreden und waren dann tatsaechlich ganz froh, mal jemanden auf den leim gekrochen zu sein, da es ein paar stellen in dem temple gab, die wir allein nicht gefunden haetten und wo wir auch nicht hingedurft haetten.

erik war ganz tapfer, schaute sich alles interessiert und entspannt mit an, gab seine coolen kommentare dazu ab, jagte die zudringlichen inder mit "DONT TOUCH ME" und energischem " NO!!!" weg und zog mit uns durch den tempel, als waere es ganz selbstredend. den tempelelefant, der wahrscheinlich schon eine templehacke hatte (stand nickend da, die umgehaengten gloeckchen klanngen durch die hallen) und fuer ein paar rupien die bedrueftigen segnete, d.h. das geld dem pilger abnahm, seinem chef rueberreichte und dann dem geldgeber kurz den ruessel auf den kopf legte, betrachtete erik skeptisch und lehnte eine segnung kategorisch ab.

dann ging es heimwaerts, in unser depressives hotel, welches us sofort mit seiner traurigen ruhe umfing. nach all dem buslaerm, die sieben verschiedenen huptoene des hochseedampfers, mit welchen sich so ein rasender schrotthaufen das vorrecht auf den holperstrassen verschafft, hallten noch lange nach und drangen auch entfernt in unsere zimmer - aber das ist nix, wenn man 1 stunde direkt daneben gesessen hat. daher: goettliche ruhe im hotel. alles ist relativ.

die dusche war auch goettlich, und nach kurzer ruhepause zoge wir wieder ins femina, unser stamm-ess-hotel ( welches uns leider erst die zimmer verweigert hatte, weil ausgebucht.), eine empfehlung von katrin und falk, die unsere tour ja "rueckwaerts" aufgerollt hatten und einige gute tips zum bequemen ueberleben fuer unsere weitere strecke abgaben.


abenteuerlich war es dann nach dem essen auch draussen, als wir wieder vor die tuer traten. ein gewitter nicht von schlechten eltern schuettete sich ueber der stadt aus. wir wurden ordentlich nass und im hotel wars gleich einen zacken nostalgischer. als dann ein greller blitz saemtlichst donner zugleich in einem beeindruckenden krachen ueber dem hotelgarten erscholl und sofort das fernsehbild ausfiel, beschied ich dem gewitter den siegertitel: gewitter des jahres.
eine herrlich kuehle nacht.

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